Gehalts-Gruppierung

RTL Deutschlands Geschäftsführung hat angekündigt, ein System für Gehaltsgruppen einzuführen, um mehr Lohngerechtigkeit zu erreichen. Das ist ja nie verkehrt, aber…

Offenbar hat der Unmut über ausbleibende oder zu geringe Gehaltserhöhungen in den letzten Jahren so zugenommen, dass die Geschäftsführung es nicht länger ignorieren konnte. Einfach alle Gehälter entsprechend der Inflation zu erhöhen erschien ihnen angesichts der schwierigen Lage des Werbemarktes vielleicht zu teuer. Eine andere sehr einfache Lösung wäre es, einem tarifgebundenen Arbeitgeberverband beizutreten und die Flächentarifverträge anzuwenden. Es bleibt offen, warum das keine Option war. Eine dritte Möglichkeit ist, mit den zuständigen Gewerkschaften einen Haustarif zu verhandeln. Auch davon war leider keine Rede.

Das System, das jetzt entwickelt werden soll, ist nach dem Betriebsverfassungsgesetz (§ 87 (1) 10.) mitbestimmungspflichtig für die Betriebsräte der betroffenen Betriebe. Die Geschäftsführung muss sich darüber mit diesen einigen oder den Spruch einer Einigungsstelle, einer Art Schiedsgericht, herbeiführen. Die Betriebsräte können allerdings nur über die grundsätzliche Ausgestaltung des Systems, insbesondere welche Voraussetzungen für die jeweiligen Gruppen gelten sollen, verhandeln, nicht über die Höhe der Gehälter der Gruppen.

Ein Wort zu den angekündigten „Gehaltsbändern“: Da das Gehalt eines Arbeitnehmers über so eine Betriebsvereinbarung nicht gegenüber dem Tarifgehalt oder der individuellen Vereinbarung abgesenkt werden kann, ist eigentlich nur die Untergrenze des jeweiligen Bands für bestehende Mitarbeiter von Bedeutung. Liegt ihr Gehalt darunter, muss es auf diese Untergrenze angehoben werden. Das obere Ende des Bands dürfte eher für die Verhandlung mit neuen Mitarbeitern eine Bedeutung haben.

Da die Betriebsräte über die absolute Gehaltshöhe nicht verhandeln können, wird das Problem der mangelnden Gehaltserhöhungen – die bei der anhaltenden Inflation zu einer Reallohn-Kürzung wird – nur für diejenigen lösen, die heute ohnehin schon zu wenig verdienen (im Vergleich zu dem, was RTL dann als marktüblich ansehen wird).

Wir müssen sicherlich damit rechnen, dass die Verhandlungen einige Monate dauern werden. Solange sollen wir uns gedulden und einfach irgendwo sparen, um die ansonsten steigenden Kosten aufzufangen…

Oder wir organisieren uns und bringen die Geschäftsführung dazu, „richtige“ Verhandlungen mit uns zu führen, über einen Haustarif! Der enthält dann nämlich auch konkrete €-Beträge.