Wie die Inflation das Gehalt auffrisst

Für die meisten außertariflich Beschäftigten bei Gruner + Jahr (grüne Kurve) hat es in den vergangenen Jahren keinerlei Gehaltssteigerungen gegeben – die Gehälter sind eingefroren. Durch die Inflation in Deutschland (schwarze Kurve) sinkt auf diese Weise die Kaufkraft der Beschäftigten, d.h. im Laufe der Jahre schrumpft der „Reallohn“. So beträgt der inflationsbedingte Kaufkraftverlust von 2015 bis 2021 mittlerweile 10,7%. Anders ausgedrückt: Wer seit 2015 unverändert monatlich 3.000 € verdient, kann sich 2021 im Vergleich zu damals nur noch Waren und Dienstleistungen im Wert von damals knapp 2.700 € dafür kaufen. Und nach einem jahrelang historisch niedrigen Inflationsniveau ziehen die Verbraucherpreise in Deutschland gerade besonders kräftig an: Im November 2021 sind es nun schon 5% im Vergleich zum Vorjahresmonat. Damit Beschäftigte ihre Kaufkraft überhaupt auf unverändertem Niveau halten können, sind regelmäßige Gehaltssteigerungen mindestens in der Höhe der Inflationsrate nötig. Gruner + Jahr belässt die Gehälter für einen Großteil seiner Beschäftigten aber eingefroren – das ist Teil der Personalpolitik. Nach der Übernahme durch RTL droht dieses Schicksal nun noch mehr Beschäftigten als bisher schon – denn G+J tritt aus dem Arbeitgeberverband und damit auch aus der Tarifbindung aus. Glücklich kann sich nur schätzen, wer in seinem Arbeitsvertrag ein Tarifgehalt fest vereinbart hat. Denn nach Tarif Beschäftigte profitieren auch künftig von den durch Gewerkschaften wie ver.di mit den Arbeitgebern verhandelten, regelmäßigen Gehaltssteigerungen. G+J selbst heizt mit der Preispolitik des Hauses die Inflation in Deutschland übrigens kräftig an: So ist bspw. der Kioskpreis einer Ausgabe der Zeitschrift „stern“ (rote Kurve) von 2015 (3,90 €) bis 2021 (5,20 €) um satte 33% gesteigert worden und damit dreimal höher als die Inflationsrate im gleichen Zeitraum. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt…